Recycling

Das sollte Schule machen!

Das sollte Schule machen!

von Helmut Strauß (Kommentare: 0)

AWAS International GmbH liefert hochmoderne Abwasserbehandlungsanlage an Schuler Rohstoff

Im Zuge einer umfassenden Erweiterung und Modernisierung ihres Betriebsstandortes in Deisslingen wurde auch die Abwasserbehandlung der Schuler Rohstoff GmbH komplett neu konzipiert. AWAS International, mit mehr als 35 Jahren Erfahrung für die Abwasserbehandlung im Bereich des Metallrecycling, war dabei nicht nur für die Planung zuständig, sondern lieferte auch die hochmoderne Technik.

Die Philosophie von AWAS orientiert sich an einer sehr schönen Betrachtung von Antoine de Saint-Exupéry zum Begriff der Perfektion: „Perfektion entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern nichts mehr weglassen kann." Mit „Unserer Natur zuliebe!“ umschreibt AWAS seine Zielsetzungen, was effiziente Abwasseraufbereitungssysteme anbelangt: Die Konzeption und ständige Optimierung von Wasser- und Abwassersystemen sowie Abwasseranlagen steht dabei im Mittelpunkt des weltweit tätigen Unternehmens, vor allem was die Abwassertechnik und die Separation von Liquiden und Feststoffen betrifft. Einer der Schwerpunkte bildet dabei die Behandlung des Niederschlags- und Abwassers von Lager- und Umschlagflächen im Bereich des Metallrecyclings: „Recycling unserer Rohstoffe wird immer wichtiger. Die Metallrecyclingindustrie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schonung unserer Ressourcen. Dabei entstehen Belastungen bei ablaufendem Niederschlagswasser und Abwässer mit einer besonderen Herausforderung. Schwermetalle, Emulsionen, Öle und andere anhaftende und lösliche Stoffe der Altmetalle. Diesen Herausforderungen begegnen wir mit unseren optimal  auf den Kunden abgestimmten Systemen für die Abwasserreinigung. 3-Phasen Abscheider, Flotations- bzw.  Emulsionsspaltanlagen und andere individuelle Module der Abwasseraufbereitung“ – so beschreibt AWAS selbst seine Herangehensweise an diese komplexe Aufgabenstellung. Und wie funktioniert das Ganze in der Praxis? Dazu treffen wir uns im baden-württembergischen Deisslingen, ganz in der Nähe von Rottweil, auf dem Betriebsgelände der Schuler Rohstoff GmbH, die erst im Frühjahr diesen Jahres die von AWAS konzipierte und gelieferte neue Abwasserbehandlungsanlage in Betrieb genommen hat. Das Interessante an diesem Termin ist nicht nur die neue Abwasserbehandlungsanlage, sondern auch die Firmenphilosophie von Schuler, die der von AWAS doch sehr ähnlich sieht: „Wir verstehen uns auch als verantwortungsbewusster Partner von Wirtschaft und Gesellschaft, der den präventiven Schutz unserer Umwelt verfolgt: Durch qualitätsorientierte Bearbeitung liefern wir ein bestmögliches Grundmaterial an Stahlwerke, Gießereien und die Recyclingindustrie,“ so lautet einer der Kernsätze auf der Internetseite von Schuler – und dass die Chemie zwischen den Beteiligten auch darüber hinaus stimmt, wird auf dem folgenden Rundgang durchs Betriebsgelände mehr als deutlich. 

Die Awas Abwasserbehandlungsanlage: Äußerst effektiv und wohl durchdacht.

Wir möchten schon zeigen, dass wir hier in Bezug auf Schrott eine optimale Qualität bieten

Im Betriebsgelände in Deisslingen erwarten uns Dr. Dietmar Kargoll, Prokurist und Leiter Betrieb bei der Schuler Rohstoff GmbH, Rainer Kölsch, Prokurist Vertrieb sowie Roland Konietz, Marketing, beide von der AWAS International GmbH, die in Wilnsdorf bei Siegen beheimatet ist. Der gemeinsame Rundgang ist mehr als beeindruckend: Das Betriebsgelände hat mit einem „Schrottplatz“ im herkömmlichen Sinne gar nichts mehr zu tun, sondern hier geht es um das Recycling von Sekundärrohstoffen mit höchster Präzision, um nicht zu sagen mit höchster Perfektion. Schrott in seiner ganzen Bandbreite ist ein äußerst wichtiger Rohstoff, der sich bis zu 95 % recyceln lässt, wenn er entsprechend aufbereitet wurde. Und genau das wird in Deisslingen praktiziert: Vom Sammeln, anliefern, sortieren, zerteilen, pakettieren, verladen und transportieren wird der Arbeitsablauf auf dem Betriebsgelände sichtbar. Die Erweiterung und Modernisierung des Standortes hat daran sicherlich einen nicht geringen Anteil – immerhin umfasste diese Erweiterung drei Bauabschnitte, die im Oktober 2008 begonnen wurden und im April 2013 zu ihrem vorläufigen Abschluss kamen. Die Befestigung der Flächen mit Beton oder Asphalt, die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes und die Erweiterung des Produktionsbereiches mit Lagerhallen für Späne, einer Wertstoffhalle mit Sortieranlage und Presse oder die Halle für Stanzabfälle sind nur einige Stichworte dazu – gleichzeitig merkt man, dass Dr. Dietmar Kargoll zu Recht stolz auf diese gewaltige Leistung ist: „ Wir möchten schon zeigen, dass wir hier in Bezug auf Schrott eine optimale Qualität bieten, was die Verarbeitung der Rohprodukte und die Endprodukte selbst anbelangt - und genau das muss aber auch gelebt werden!“ So wirkt der gesamte Betrieb äußerst sauber und aufgeräumt, hervorragend strukturiert und organisiert, und das ist ja eigentlich nur das „Sichtbare“ – das unter der Erde oder hinter den Mauern wird dabei oftmals übersehen oder schlichtweg vergessen. „Und genau davon wollen wir uns abheben – wir sind einfach keine Schrottis im alten Sinn, sondern müssen unseren Kunden in der heutigen Zeit neben der Qualität auch Rechtssicherheit bieten.“ Dr. Kargoll wirkt dabei gar nicht „abgehoben“, sondern sehr realistisch: Gerade die Abwasserthematik wurde bei vielen Schrottbetrieben in der Vergangenheit hinten angestellt oder „übersehen“. Heutzutage ist dies bei einem Betrieb, der viel mit Spänen und damit zwangsläufig auch verschiedensten Emulsionen zu tun hat, absolut nicht mehr zeitgemäß. Die umfangreichen Baumaßnahmen boten somit die besten Voraussetzungen, auch hier „Nägel mit Köpfen“ zu machen und zu einer gänzlich neuen und dennoch rechtssicheren Lösung zu gelangen. Und genau an dieser Stelle rückt die Abwassertechnik in den Vordergrund und damit auch die Leistung von AWAS.

Kaum zu glauben, dass dieses Oberflächenwasser wieder so nachhaltig gereinigt werden kann.

Wir möchten schon zeigen, dass wir hier in Bezug auf Schrott eine optimale Qualität bieten

Rainer Kölsch hat das Projekt von Anfang an begleitet und erinnert sich gerne an die ersten Treffen mit Dr. Kargoll: „Wir sind auch in diesem Fall auf die Wünsche des Kunden eingegangen, der eine umfassende Lösung für die Abwasserthematik erwartete. Nach dem Besuch vergleichbarer Recyclingplätze mit AWAS-Anlagen haben wir uns für eine Lösung entschieden, die das komplette Niederschlagswasser zusammen mit Emulsionen und Ölen erfasst. Das sind immerhin 50.000 Liter pro Stunde, die in verschiedenen Stufen behandelt und so gereinigt werden, dass das Abwasser wieder zu 100 % in das öffentliche Kanalnetz eingespeist werden kann. Unser Aufgabengebiet reichte dabei von der Erstellung der Plan- und Genehmigungsunterlagen über die Begleitung des eigentlichen Genehmigungsverfahren bis hin zur Lieferung der Einzelkomponenten und der Bauüberwachung – die Inbetriebnahme und Detailabstimmung dabei nicht zu vergessen!“ Und wie sieht die Lösung aus? Auch dazu Rainer Kölsch und Roland Konietz: „Das anfallende Oberflächenwasser von der Lagerfläche mit Anhaftungen von Ölen und Emulsionen fließt über ein Rohrleitungssystem in einen Staukanal. Der Staukanal ist mit einem Pumpensumpf ausgestattet. In diesen Pumpensumpf sind zwei Tauchmotorpumpen mit speziellen Laufrädern eingebaut. Auf Grund der besonderen Laufradform bilden diese Pumpen keine weiteren Emulsionen, so dass nicht emulgierte Leichtflüssigkeiten im Wirbelabscheider verbleiben und dort über die integrierte Ölabdrückvorrichtung dem Öltank zugeführt werden. Über eine im Staukanal integrierte Niveaumessung werden die Pumpen durch den verfahrenstechnischen Prozess angesteuert und transportieren nach Abfrage der Niveaustände das Abwasser mit Schlamm-, Öl- und Emulsionsanteilen zum Wirbelabscheider AWAS-Galaxie-Top. Der patentierte Wirbelabscheider dient zugleich als Vorreinigungsstufe. In diesem filterlosen, verstopfungsfreien 3-Phasen-Koaleszenzabscheider, einer Entwicklung von AWAS, werden alle anfallenden nicht emulgierten, abscheidbaren Leichtflüssigkeiten von der Oberfläche abgezogen und über ein Ölabdrückrohr aus dem Abscheider abgeleitet und dem Ölauffangbehälter zugeführt und Partikel simultan sedimentiert. Der Ölauffangbehälter ist mit einer Füllstandssicherung ausgestattet, die bei Vollfüllung ein Alarmsignal abgibt. An einer Trichterspitze im unteren Bereich des Abscheiders befindet sich ein Ventil, über das die anfallenden und sedimentierten Schlämme in eine statische Entwässerung abgeleitet werden. Das über den Wirbelabscheider vorgereinigte Abwasser fließt zur nach geschalteten Vorlage und wird bei Abfrage der Niveaustände mit einer Pumpe über einen Saturator zur Abwasserbehandlungsanlage Typ AWAS-ADF-I-4-A (Flotationsstufe I) transportiert und dort aufbereitet und gereinigt. Der Saturator ist mit speziellen Einbauten ausgestattet, in denen die für die Flotation benötigte Luftmenge in das Abwasser diffundiert. Das durch den Flotationsprozess gereinigte Abwasser fließt von der Flotationsstufe I in einen Konstanter und wird von dort mit einer Pumpe zur weiteren Abwasserbehandlung zur Flotationsstufe II transportiert. Dort erfolgt die weitere Reinigung. Das Abwasser wird mittels Pumpe aus der Flotationsstufe II entnommen und über einen weiteren Saturator aufbereitet. Durch die gezielte Zugabe von Spalt-, Flockungs- und Neutralisationsmitteln in die Mischstrecke und der damit verbundenen optimalen Vermischung erfolgt in der Flotationsstufe II die weitere Behandlung und Reinigung des Abwassers. Nach Durchströmen der Flotationsstufe II, Nachreinigung und Kontrolle des pH-Wertes fließt das gereinigte Abwasser in die Schmutzwasserkanalisation. Durch den Reinigungsprozess entsteht in der Flotationsstufe I und II ein Flotatschlamm an der Oberfläche. Dieser wird in beiden Stufen mit einem integrierten Räumer von der Oberfläche abgezogen und der Schlammvorlage zugeführt. Mit einer an der Schlammvorlage angeschlossenen Pumpe wird der Flotatschlamm zur Entwässerung einer weiteren statische Entwässerung  zugeführt. Die verschiedenen Regelungen in Abhängigkeit von Füllstand, Druck und Zeit sowie die komplette Ansteuerung der Anlage und der verschiedenen Verfahrensschritte erfolgen komplett über eine SPS Steuerung.“ Wichtig für die AWAS Mitarbeiter an dieser Stelle ist die Tatsache, dass mit Ausnahme des Staukanals und der damit notwendigen Pumpen die komplette Reinigung des Abwassers oberirdisch erfolgt – und damit „sicher und leicht  kontrollierbar ist“, wie Rainer Kölsch betont. Im Dezember 2012 lief die AWAS Anlage zum ersten Mal im Probebetrieb an, nach einer Einfahrphase läuft sie seit Februar 2013 problemlos im Regelbetrieb.

Rainer Kölsch, Roland Konietz und Dr. Kargoll bringen es gemeinsam auf den Punkt: „Zwischen dem Kunden und dem Lieferanten muss einfach die Chemie stimmen. Das ist bei uns der Fall – von der ersten Kontaktaufnahme, der Planung und der Betreuung des Gesamtablaufs und selbstverständlich der Lieferung der Einzelkomponenten hat alles gepasst, obwohl es schon eine schwierige und zum Teil heftige Bauphase war.“ Das lag natürlich auch an die Gesamtmaßnahme an sich, die während des laufenden Betriebes des Unternehmens über die Bühne gebracht werden musste. An dieser Stelle werden auch die Gemeinsamkeiten wieder deutlich: Familiengeführte Unternehmen mit klaren Entscheidungsstrukturen, Priorität für die Dienstleistung am Kunden, umfassende und individuelle Angebote für die Kunden – und langjährige, fundierte Erfahrungen im jeweiligen Unternehmensschwerpunkt, diese Werte haben immer noch Bestand und werden von den Kunden geschätzt. Für AWAS und Schuler hätte es wohl kaum besser laufen können.

hst

Fotos: hst

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